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  • simonmitterbauer

Seelenvutter: Ein Zwischenbericht

Für vegane Ernährung gibt es viele Motivationsgründe: Das Klima retten, Tierleid vermeiden, gesünder leben, länger leben, abnehmen, sich wohler fühlen, Neugier, usw.

​​So vielfältig die Gründe sind, so vielfältig ist die Diskussion und sind die Argumente. Und die Diskussion ist noch eines: Höchst emotional. Denn Essen ist nicht nur Essen. Essen ist Kindheitserinnerungen. Essen ist Wohlfühlen, Rettungsanker, Seelenfutter. Essen ist Freiheit, Selbstbestimmung. Essen ist meins. Da redet mir keiner drein. Und wenn dann so ein Weltverbesserer daherkommt und meint mir ein schlechtes Gewissen einzureden dann geht das an meine Substanz. Sicher nicht. Essen ist Stufe eins auf Maslows Pyramide. Dagegen kommt weder Tierleid noch das Weltklima an. Das ist zu verstehen und zu respektieren. Verstehen bedeutet nicht einverstanden sein.

​Bei mir war und ist es ein wenig von allen Gründen. Und ich wollte einfach die Erfahrung machen wie das so ist. Einfach mal ein paar Monate testen. Was macht das mit mir? Mit meiner Umgebung? Schwierig? Kompliziert?





Also ging es los. Am 10. Jänner 2020, vor gut einem halben Jahr. Mehr zufällig als geplant. Denn es war schon in den Monaten zuvor ein stetiges Austesten mit zum Beispiel Beluga-Linsen statt Faschiertem im Sugo Bolognese. Nun, ein paar Monate danach ist es Zeit für einen Zwischenbericht. Die vier wichtigsten Erkenntnisse bis hierhin:


  1. Es ist vielfältiger

  2. Es ist einfach wenn wir daheim essen

  3. Es ist komplizierter wenn wir auswärts essen

  4. Es ist noch viel komplizierter in sozialen Kontexten


Es ist vielfältiger.


Das kommt womöglich auch daher, dass wir uns bei einem solchen Experiment ganz einfach bewusster mit dem Essen auseinander setzen und bewusster nach Möglichkeiten und Rezepten suchen.



Es ist einfach wenn wir daheim essen


Der Corona-Lockdown hatte zwei Auswirkungen auf mein Testprojekt.


Zum einen zweifelte ich daran, den richtigen Zeitpunkt für etwas Neues gewählt zu haben. Denn in einer solchen Krise dürstet es uns nach Bewährtem, nach Gewohntem, nach Sicherheit. Und gerade in einer solchen Zeit auf Schnitzel, Steak und Eiernockerl zu verzichten, schien unter diesem Gesichtspunkt eine doppelte Herausforderung. Kein Essens-Rettungsanker. Ich hielt mich dann an die veganen Seelenfutter-Varianten. Die gibt es.


Zum anderen war die Gebundenheit ans Heim und damit verbunden die viele Zeit zum Kochen äußerst förderlich für das vegane Testprojekt. Ich hatte viel Zeit um in das Thema einzutauchen und die Vielfalt veganer Küche zu erforschen.



Es ist komplizierter wenn wir auswärts essen


Als die Lockerungen kamen, kamen in ganz kleinen Schritten die auswärtigen Essens-Gelegenheiten. Und damit die Herausforderungen. Das Not-Programm: Pommes und Salat.



Es ist noch viel komplizierter in sozialen Kontexten


Besuch bei Freunden, den Eltern, Einladungen, beruflich bedingte Hotels und und und. Durch den Corona-Lockdown beginnt mir erst nach und nach bewusst zu werden, welche Implikationen und Komplikationen ein solcher Versuch mit sich bringt. Egal wo und wie, der mit viel Vorsicht und entschuldigender Haltung vorgetragene Satz „Für mich bitte nicht, ich bin auf einem veganen Testprojekt“ löste aus, dass es ein bestimmendes Thema wurde an diesem Abend, Nachmittag, Wochenende. Kein Vorwurf, Keine Beurteilung, eine Beobachtung. Eine Beobachtung, mit der ich meine obige These der emotionalen Verankerung von Essen bestätigt sehe.


 

Kritisches


Zu dogmatische Zugänge können gefährlich sein. So auch beim veganen Essen. Ich denke es kann ein Türöffner zu einer anderen Grundhaltung sein und ich denke es ist die Zukunft. Dennoch lauern auch hier Gefahren. So kann die Mandelmilch schlecht für Bienen sein, wenn diese Bienen extra auf die großen Mandel-Monokulturen transportiert werden müssen. So ist das umstrittene Soja nicht mit ausschließlich guten Kritiken versehen. Und wenn der Aufstrich zwar vegan ist, aber genau so hoch verarbeitet ist wie konventionelle Lebensmittel, dann stellt sich auch hier die Gesundheitsfrage. Kurzum, überall wo Massenkonsum industrialisiert wird, kann es ungesund werden - so könnte die Überschrift lauten. Am besten wäre wohl möglichst regionale Versorgung mit möglichst unverarbeiteten Lebensmitteln. Da wir aber nicht alle einen Bauernhof haben können, ist der vegane Zugang durchaus plausibel, zumal das Leben der Tiere von mir bisher gar nicht thematisiert wurde.


Davon abgesehen bin ich überzeugt, dass die zweifellos vorhandenen kritischen Punkte einer veganen Ernährung in keinerlei Relation zu dem stehen, was wir uns selbst, den Tieren und unserem Planeten mit der aktuell installierten konventionellen Lebensmittelindustrie antun. In keinerlei Verhältnis. Null.


 

Was gibt es sonst zu berichten?

Allerlei Positives: Weniger heftige, teilweise keine Nachmittags-Tiefs, kaum Heißhunger-Attacken, Wohlbefinden, viele neue leckere Rezept-Ideen und mehr. Davon aber im Nächsten Zwischenbericht. Das Mittagessen ruft!


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